Tempelanlage

Die Tempelanlage

Das heilige Areal am Hohen Meissner

In einer der Sagen um Frau Holle heißt es "Frau Holle besaß auch mancherlei Vieh. Ihr Schafstall befand sich da, wo jetzt die Mauerwiese ist. Rings um dieselbe kann man noch jetzt Steine liegen sehen".

Wir haben uns diese "Wiese" und das Gelände herum etwas genauer angesehen. Die ebene Wiese umfasst eine Fläche von 118 Schritte in der Länge und 49 Schritte in der Breite (wohl 120 x 40 m). Sie ist exakt rechteckig und - trotz Bergwiese völlig eben. Um die Wiese herum befindet sich eine Steinmauer teilweise bis über 2 m Höhe.

In der Ecke der Wiese befindet sich ein Altar. Das Vieh der Frau Holle wird wohl keine so große Wiese benötigt haben, die um völlig eben zu sein - eine Aufschüttung von 2 m und mehr benötigt. Dem Vieh ist es mehr oder weniger egal, ob die Wiese eben oder auch abschüssig ist. Und wofür der Altar? Das Vieh wird keine Berg-Predigt benötigt haben.


Aber es wird noch seltsamer. Es gibt 3 Mauern um diese Wiese herum. Die 2. Mauer führt parallel ca. 5m ebenfalls 100m entlang der 1. Mauer. Und wiederum parallel finden wir eine 3. Mauer. Diese Mauern bilden 3 Erhebungen. An die 3. Mauer schließt sich eine Wehrmauer (Burgmauer oder Tempelmauer?) an, die eine Stärke von ca. 1 m hat. Diese Mauer hat zugleich Steine an der Innen- und Außenwand, sowie einen Füllbereich. Diese im Winkel gebaute Mauer hat eine Gesamtlänge von ca. 150 m. Sollte man das Rechteck vervollständigen, so wäre dies ein recht großer "Schafstall" - und wofür wären die dicken "Verteidungsmauern"?


In der Mitte der Steinwiese und deren Ummauerung befinden sich Richtung Mauer 2 und 3 Treppenstufen, die ebenfalls in den Mauern 2 und 3 in gleicher Linie den Berg hinauf führen um letztendlich in einen Weg zur Bergspitze zu münden.

Nach ca. 30 weiteren Metern findet man auf der Bergspitze eine Rundbank mit einer Länge von ca. 12 m und davor einen weiteren Altar (Nr.2). Man hat sich sogar darauf verstiegen zu schreiben, dass dies hätte auch ein Rastplatz für frühere Holzfäller hätte sein können. Das mag wohl sein, gebaut haben diese den aber bestimmt nicht. Dieser Platz wird in alten und heutigen Karten Thing-Platz (Gerichtsplatz, Gerichtshof) genannt. In keiner der vielen uns vorliegenden Karten und Beschreibungen wird die Anlage als Ganzes gesehen. Die Anlage bildet aber eindeutig und für jeden objektiven Betrachter eine Einheit.


Bei der näheren Betrachtung des Geländes kamen uns - die wir viele Kultplätze der Welt gesehen haben - immer wieder Erinnerungen an Mexiko und Chichen Itza. Sollten hier Ebenfalls kultische (Ball-) Spiele stattgefunden haben? Ging man die Treppen hinauf zum Thingplatz oder kamen Priester (-innen) herunter um etwas (Sonnenwende o.ä.) zu verkünden? Die uns vorliegenden Geschichten um die "Steinwiese" und den Thingplatz sind jedenfalls unwahrscheinlich.


Würde man die Bäume auf diesem Gelände abholzen könnte man die Ausmaße der Anlage erkennen. Und - man hätte vom "Thingplatz" einen Blick, der bei klarem Wetter bis zum Brocken /Harz geht. (siehe auch "Sage von der Teufelskanzel- alles Zufall oder was?).

Könnte es nicht vielleicht auch sein, dass hier eine uralte Tempel-Anlage stand mit riesigen Ausmaßen: Der heilige Wohnort der Göttin Freya - und späterer Wohnort der "Frau Holle", der Priesterin Hulda, Hold, Pechta, die hier den heiligen Ort und die alte Religion pflegt.

Viele Steine, sehr viele behauene Steine zeugen von Zerstörung. Was wurde von wem hier wann und warum zerstört? Die wahre Geschichte dieser ehemals großen Anlage konnten wir nirgends finden. Wer hat die Macht Dokumente und Hinweise, die diese Anlage betreffen zu vernichten, totzuschweigen oder ein Märchen daraus zu machen? Doch die Sagen und Märchen beinhalten viele Hinweise. Man muß sie nur deuten oder den Versuch dazu anstellen.

Doch die Sagen und Märchen beinhalten viele Hinweise. Man muß sie nur deuten oder den Versuch dazu anstellen. Wir haben es versucht und kommen dabei auf die Missionierung der christlichen Kirche. Hier spielte Bonifatius eine dominierende Rolle. Doch allein schaffte er die Christianisierung nicht und so holte er sich seine Tante Walburga in das Land der "Heiden".

Von "offizieller Stelle" wird gerne die folgende Theorie aus dem Jahr 1949 von Wilhelm Ulrich für das Areal herangezogen, für welche man aber eine Erklärung zu den Widersprüchen mit anderen historischen Dokumenten schuldig bleibt.


Dieser "altgermanische Thingplatz" ist nämlich nach Germeroder Forstakten ein "Holzgarten unter der Wand, welcher mit einer Trockenmauer umgeben ist vom zeitigen Revierförster Gielser in Frankenhain in der Fläche von 3 ½ Acker 1818-23 angelegt", und zwar, wie angeordnet, an de alten Kohlstätte" die hier kartengemäß liegt. Die hübsche Grottenanlage darüber auf dem Hügel (der selbstverständlich ein Natürlicher ist und nicht künstlich zu Gerichtszwecken errichteter wurde, wie gar behauptet wird) mit Bank und Tischen aus Basaltbrocken, wurde gleichzeitig als Ruhe- und Aussichtsplatz geschaffen, wie sich ähnliche Anlagen auf den Seesteinen finden. Wenn es über das Zeugnis der Forstakten hinaus noch eines Beweises neuzeitlicher Entstehung dieser Anlage bedurfte, so möge noch angeführt werden, dass der schon erwähnte wissenschaftliche Erforscher des Meißners, Bergrat Voigt, der 1802 den ganzen Meißner abwanderte und auch über den Frauhollenteich, die Wand, das Lusthäuschen, Altarstein ausführlich spricht, diese Anlagen in unmittelbarer Nähe nicht erwähnt, weil sie - erst zwanzig Jahre später entstanden. Darum fort mit diesen irrigen "altgermanischen" Bezeichnungen!"
- Wilhelm Ulrich 1949


Wir können uns schwerlich vorstellen, dass 1823 auf dem Meißner unter großem Aufwand eine Anlage gebaut wurde, die als Holzgarten oder für touristische oder Erholungszwecke gebaut wurde. Immerhin, es gab keine Busse, Autos oder irgendein Hotel, um diesen Plätzen einen Besuch abzustatten. Ein Besuch des Meißners war eine Mühsal und dass sich Berg- oder Forstarbeiter so viele und so schwere Basaltbrocken bearbeiten, um sich einen "Lustgarten" zu bauen halten wir für unwahrscheinlich, auch wenn wir uns damit - um Herrn Ulrich zu zitieren - lächerlich machen.


Gegen die Aussage von Wilhelm Ullrich spricht auch, dass bereits im Jahre 1800 Karl Ludwig August Freiherr von Münchhausen von diesen Trümmern berichtet.
So steht geschrieben:

"Interessant erscheint Münchhausens Hinweis auf Trümmer, die der Obersteiger Aschermann (der auch Schaub über den meißner führte) ihm gegenüber erwähnte. Es seien "Trümmer, die man unfern der Kalbe, in der Wald-Dichtung fände, und für Überbleibsel von Tempeln, oder sonstigen Gebäuden hielte". Quelle: "Das Werraland" 2002 von Dr. Karl Kollmann

Mauerreste mitten im Meissner-Areal
Steinspirale am Meissner im Winter
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