Der Hohlstein

Der Hohlstein

(auch genannt Kammerbacher Höhle, Hilgershäuser Höhle)

Der Hohlstein ist seither eine geheiligte Stätte unserer Vorfahren, an der Frau Holle verehrt wurde. Am Pfingsttage zogen die Einwohner der benachbarten Dörfer zum Holstein, den niemand ohne Blumen betreten durfte, und brachten durch Ausstreuung von Blumen auf das Höhlenwasser das Blumenopfer. Das Wasser galt als wunderkräftig, man trank davon und nahm davon mit nach Hause. Noch heute ist es der Brauch der Jugend, das Blumenopfer zu bringen.


Geschichtliche Fakten

Der Hohlstein wird gerne als die größte Höhle Hessens bezeichnet. Mit der größten Höhle ist aber üblicherweise die Längste gemeint, und das ist in Hessen das Herbstlabyrinth-Adventhöhlen-System mit etwa 3,500m Länge. Der Hollestein besteht nur aus einer einzigen Halle, diese hat aber

Der Eingang zum Hollestein

beeindruckenden Dimensionen. Sie ist 50m lang, 20m breit und bis zu 12m hoch. Damit ist sie der größte Höhlenraum in Hessen.


Die Höhle ist in ganz besonderem Maße in Sagen und Märchen eingebunden. So wird sie meist mit der Figur der Frau Holle in Verbindung gebracht. Auch waren hier Blumenopfer und Zeremonien mit dem als wundertätig angesehenen Wasser des kleinen Höhlensees üblich. Diese Traditionen stammen wohl aus vorchristlicher Zeit und wurden noch bis ins 19te Jahrhundert ausgeübt. Ursprünglich wurden sie wohl mehrfach im Jahr, wahrscheinlich angelehnt an den Mond, ausgeübt. Am Schluß wurden sie nur noch an einem bestimmten Tag des Jahres durchgeführt. Der Kult hatte deutliche Bezüge zur Fruchtbarkeit.


Mythen, Märchen und Sagen

Kurz vor seinem Tod schrieb Wilhelm Sauer (1919-2001), einst Bürgermeister von Ziegenhagen und Geschäftsführer des Verkehrsverbandes Werra-Meißner-Kaufunger Wald , die ihm überlieferte Geschichte des Hohlsteins, aus Angst sie könnte in Vergessenheit geraten, auf.


"Im NE des Meißners im karstigen Vorland liegt in einem Felsen eine Höhle. Sie ist etwa 20 m lng, 10 m breit, 5 m hoch. Auf der linken Seite ist ein kleiner Teich, der bis zu 4 m tief sein soll. Er soll eine angebliche Verbindung zu dem vor der Höhle liegenden Hexenteich haben. Der hintere Teil soll bei einem tektonischen Beben eingestürzt sein. Damit ist auch der Ein- bzw. Ausgang verschüttet worden. Noch heute sieht man auf der anderen Seite der Straße, die über die Höhle führt, eine trichterförmige Vertiefung, über 5 m tief.

Zu Ostern sollen sich die Burschen und Mädels in der Höhle getroffen haben, um zu Ehren der Frau Holle ein Blumenopfer zu bringen. Der Teich vor der Höhle soll unergründlich tief sein. Bei Messversuchen hörte man Stimmen aus der Tiefe, die drohten, Hilgershausen untergehen zu lassen, wenn man den Teich nicht in Ruhe ließe.

Der Höhlenfelsen wird auch Mädelsprung genannt. Kroaten Tillys sollen ein flüchtendes Mädel verfolgt haben. In ihrer Not Eilte sie in den Wald bis sie an der Felswand stand und nicht mehr zurück konnte. Schon fasste der Kroate nach ihr. Da schickte sie ein Stoßgebet in den Himmel und sprang in die Tiefe (etwa 40 m) Sie fiel auf einen Dornbusch, der sie zwar stark verkratzte, aber den Fall milderte, dass sie mit dem Leben davon kam. Der Kroate jedoch, der sich zuweit vorgewagt hatte, verlor den Boden unter den Füßen und stürzte ab. Gleichzeitig lockerte sich ein Felsbrocken und stürzte auf den am Boden liegenden Kroaten und begrub ihn. Heute soll er noch darunter liegen.


Wahrscheinlich war die Höhle vorzeiten auch bewohnt. Man fand tönerne Scherben, einen mit Abdruck eines Getreidekorns.
Es ist anzunehmen, dass die Höhle in vorchristlicher Zeit (und danach) ein Kultplatz unserer Vorfahren war, an der der Frau Holle als Hauptgöttin und Naturmutter, die für alles leben zuständig war, gehuldigt wurde.

Auf dem Weg vom Werratal nach Hilgershausen kommt man im Riedbachtal an dem sogen. "Rüppel-Stein" vorbei. Der Rüppel hatte nicht nur das Lehramt, sondern auch den Beobachtungsposten inne. Er sollte die Bevölkerung vor den anrückenden Kroaten warnen, die das Werratal schon leer geraubt hatte und nun in die Seitentäler eindrangen.

Er konnte mit den Kirchenglocken noch rechtzeitig Alarm geben, wurde jedoch, da er seinen Posten bis zuletzt versah, von den Kroaten gefangen genommen. Er sollte aussagen, wohin die Einwohner mit ihrem Vieh geflohen waren. Trotz aller Folterungen verriet er nichts. Da wurde er von einem Kroaten an ein Pferd gebunden und musste im Trab, schließlich im Galopp mitlaufen, bis er stürzte und mitgeschleift wurde. Auch als der Reiter nochmals anhielt um festzustellen, ob er jetzt aussagen wollte schüttelte er den Kopf und verschied durch seine schweren Verletzungen an der Stelle, wo heute der Stein steht. Hoch klingt das Lied vom braven Mann." Wilhelm Suaer.

Was hat die letzte Geschichte mit dem Hohlstein zu tun? Unsere heutige Überzeugung ist, dass diese Höhle, dieser Stein geheim bleiben musste. (Wahrscheinlich haben sich die Einwohner des Tales mitsamt ihrem Vieh hier sehr gut vor Feinden verstecken können. Der Verrat dieser Höhle hätte Tod und Untergang mit sich gebracht.


Die Höhle liegt direkt am Rand des Dorfes und ist trotzdem selbst aus direkter Nähe nicht zu sehen. Sie ist durch den Wald von Blicken geschützt und selbst wer schon 15 Meter vor dem Berg steht, sieht nicht den Eingang zur Höhle. Dieser ist durch Felsen und der Tatsache, dass er in einer Vertiefung unterhalb der Bodenhöhe liegt, vor Blicken geschützt.


Diese Höhle, dicht am Dorf ,leicht zu erreichen, aber schwer zu finden, mit einem Teich, der auch längeren Aufenthalt zulässt; eine Höhle, die kein Kindergeschrei und keinen Tierlaut nach Außen lässt, war eine Geschenk des Himmels. Freya (in Vorgeschichte) und Frau Holle mussten - zumal auch in der Höhle ein natürlicher Altar stand (der durch den Absturz des Kroaten durch einen anderen Altar vor der Höhle ersetzt wurde) unwillkürlich hier als Schutzgötter gelten.

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